
Dieser Artikel wird eine kleine Hilfestellung bieten für all diejenigen, die zwar fasziniert von dem Konzept des Early Retirement sind, aber noch nicht wissen wie man damit eigentlich starten soll.
Motivation: Startet jetzt
„The biggest mistake, that everybody makes is waiting… Waiting to f*** feel like it, waiting for the right time“ – Mel Robbins
Bevor wir mit den 5 Schritten starten, sagt dieses Zitat viel aus. Wenn ihr von dem Konzept des Early Retirements überzeugt seid, fangt jetzt an daran zu arbeiten. Nicht erst wenn die nächste Gehaltserhöhung ansteht, sobald das Haus abgezahlt ist, ihr vielleicht noch Student seid und noch gar keinen Zahlungseingang habt… Egal, startet damit jetzt, denn es wird vermutlich niemals den einen optimalen Zeitpunkt geben.
So nun aber zu den 5 ersten Schritten auf dem Weg ins Early Retirement:
Schritt 1: Zieht Bilanz über eure Finanzen
Jedes Unternehmen macht es und ihr solltet es auch machen. Einmal im Monat oder zumindest einmal im Quartal Bilanz über eure Finanzen ziehen. Das geht am einfachsten in Excel, ein ganz einfaches Beispiel ist hier eingefügt:
Januar 2018 | Februar 2018 | … | |
Konto 1 | 2.000 € | 2.500 € | |
Konto 2 | 3.000 € | 4.000 € | |
Depot | 2.500 € | 3.000 € | |
Bausparvertrag | 1.000 € | 1.200 € | |
Summe | 8.500 € | 10.700 € |
Schreibt in die Zeilen einfach eure Kontostände, in die Spalten die fortlaufenden Monate oder Quartale. Setzt euch dann einen fixen Tag im Monat (bei mir ist es immer der 10te) an dem ihr diese Tabelle aktualisiert, am besten mit einem Serientermin in eurem Smartphone Kalender.
Das Finanzstatement ist essentiell. Ansonsten habt ihr keinen Überblick, wie viel Geld ihr investieren könnt, ob sich sich euer Vermögen erhöht und wo ihr noch etwas optimieren könnt. Es wird noch einen sehr ausführlichen Artikel über das Finanzstatement geben, wichtig ist aber, dass ihr damit sofort startet, optimieren kann man es immer noch.
Schritt 2: Ermittelt eure Sparquote
Mit dem Finanzstatement ist die Basis gesetzt, jetzt müsst ihr ermitteln wie hoch eure mögliche Sparquote ist. Hierfür nehmt ihr wieder eine Excel Tabelle und schreibt eure monatlichen Einnahmen und Ausgaben auf. Ein fiktives Beispiel habe ich hier für euch aufbereitet:
Einnahmen | |
Gehalt (Netto) | 2.000 € |
Taschengeld von Oma | 25 € |
Summe | 2.025 € |
Ausgaben | |
Miete | 500 € |
Lebensmittel | 200 € |
Versicherungen | 100 € |
Spenden | 25 € |
Urlaub | 100 € |
Hobby | 100 € |
Party, Bars | 100 € |
Auto | 200 € |
Summe | 1.325 € |
Sparquote = 1- (Ausgaben / Einnahmen) |
35% 1 – (1.325/2.025) |
Möglicher Sparbetrag = Sparquote * Einnahmen |
Ca. 700 € =35% * 2.025 |
Wichtig ist, dass ihr alle monatlich wiederkehrenden Kosten hier erfasst. Empfehlenswert ist auch, dass ihr größere einmalige Ausgaben, wie beispielsweise den Jahresurlaub, hier bereits berücksichtigt mit einer „Ratenzahlung“. Am Besten richtet ihr für solche Beträge ein separates Konto ein, und überweist per Dauerauftrag jeden Monat diese „Ratenzahlung“ dahin. Wenn ihr dann in den Urlaub fahrt, zehrt ihr von diesem separaten Konto.
Tipp: Wenn ihr Weihnachts-, Urlaubs- oder Bonuszahlungen bekommt, verrechnet diese nicht mit eurem monatlichen Gehalt, sondern setzt das Minimum an. Später könnt ihr dieses Sondergeld verwenden um größere Beträge auf einen Schlag zu investieren.
Nehmt euch für diese Aufstellung ruhig etwas Zeit und seid vor allem zu 100% ehrlich. Solltet ihr einen Konsumkredit haben, dann ist das eine monatliche Ausgabe und muss berücksichtigt werden. Wenn ihr hier Milchmädchen Rechnungen aufstellt, betrügt ihr euch selbst und könnt die Übung eigentlich gleich lassen.
Wenn ihr das alles aufgeschrieben habt, rechnet ihr eure Sparquote aus, im Beispiel 35%. Mit der Sparquote rechnet ihr den möglichen Betrag aus, den den ihr monatlich zum Anlegen verfügbar habt, hier also ca. 700 €.
Ziel einer solchen Sparquote sollten aber mindestens 15% sein, je höher desto besser. Danach heißt es zu analysieren, an welchen Stellschrauben man noch etwas drehen kann. Zahlt ihr beispielsweise jeden Monat 100 € für das Luxusfitnessstudio, habt es aber im letzten Monat kein einziges Mal besucht, wäre das ein erstes Optimierungspotential. Mit eurer Sparquote müsst ihr vor allem zufrieden sein und es ist klar, dass sie von ganz vielen Faktoren abhängt. Sollte eure Sparquote negativ sein, müssen allerdings die Alarmglocken schellen. Dann würdet ihr trotz eines regelmäßigen Gehaltes mehr Geld ausgeben als einnehmen und das kann zu einem Teufelskreislauf führen.
Schritt 3: Setzt euch ein Ziel
Nachdem ihr nun viel Zahlenanalyse betrieben habt, heißt es sich ein Ziel zu setzen. Wenn ihr in eurem privaten Umfeld noch nie mit Zielen gearbeitet habt, ist es empfehlenswert sich generell mit diesem Thema erst einmal zu beschäftigen. Ein guter Start ist das Werk von Rainer Zitelmann* aus unseren Buchempfehlungen.
Schreibt euch eure Vision auf, wo möchtet ihr in 5, 10, 15 oder 20 Jahren sein. Dabei könnt ihr euch an den 5 Stufen des Early Retirements orientieren oder euch etwas eigenes überlegen. Wichtig ist aber, dass das Ziel langfristig orientiert ist, hoch gesetzt, aber nicht unrealistisch ist.
Unrealistisches Beispiel
Unrealistisch wäre es für unseren Early Retirement Rentner, wenn er sich als Ziel setzt in einem Jahr durch passives Einkommen das 10fache seines Gehaltes zu erreichen, indem er all sein Erspartes in Bitcoins steckt. Das kann zwar funktionieren, aber ist ein bisschen wie Lotto spielen…
Realistisches Beispiel
Möglich wäre es aber, dass unser Rentner sich das Ziel setzt seine Sparquote in einem Jahr auf 45% zu erhöhen. Er investiert fortlaufend in sich selbst und in den Kapitalmarkt. Nach 10 Jahren erzielt er über Dividenden den gleichen Betrag, den er mit seinem Gehalt bekommt. Dafür wird sich unser Early Retirement Rentner die nächsten 3 Monate ausschließlich mit einem Investitionsthema befassen und Wissen aufbauen (Schritt 4).
Zu diesem Zeitpunkt müsst ihr auch noch nicht genau wissen, wie ihr dieses Ziel erreicht. Es ist aber wichtig eines zu setzen, aufzuschreiben und gerade in der Anfangszeit eures Early Retirement Projektes regelmäßig zu reviewen und zu adjustieren.
Schritt 4: Baut Wissen auf
Damit das Ziel aus Schritt 3 nicht nur ein Tagtraum bleibt, müsst ihr Wissen aufbauen, also in euer Humankapital investieren. Wenn ihr noch gar nicht wisst, wie man Geld überhaupt arbeiten lassen kann müsst ihr euch informieren. Wählt beispielsweise ein Thema, für das ihr euch interessiert und schaut alle YouTube Videos dazu und besorgt euch 1-2 gute Bücher. Mögliche Themen könnten beispielsweise Immobilien, Aktienindizes oder Einzelaktien sein.
Tipp: Beschäftigt euch mit dem Investieren in Aktienindizes, z.B. dem DAX oder amerikanischen S&P500 mit Hilfe eines ETFs. Das ist für den Anfang eines der leichtesten Instrumente, die man auch mit wenig Geld starten kann und das sich seit Jahrzehnten bewährt hat. Auch wenn Bitcoins, P2P Kredite usw. gerade sehr in Mode sind und astronomische Renditen versprechen, schaut euch am besten zuerst mal Indexgebundene ETFs an. Ein sehr gutes Basiswerk dafür ist die ETF Bibel von Gerd Krommer* aus unseren Buchempfehlungen. So verlockend auch die Renditeferraris sind, macht es am Anfang nicht zu kompliziert und setzt auf Bewährtes.
Schritt 5: Lasst euer Geld für euch arbeiten
Für jeden Early Retirement Anfänger kann ich das regelmäßige Investieren in einen ETF Sparplan empfehlen. Es ist einfach das beste, kostengünstigste und einfachste Vehikel um in die ganze Thematik hineinzukommen. Wenn ihr darüber aber gar nichts wisst und wie im Schritt 4 empfohlen zunächst eine Menge Wissen aufbauen müsst, dann ergreift trotzdem folgende Maßnahme:
Startet jetzt: Nehmt euren Sparbetrag, den ihr in Schritt 2 ermittelt habt und überweist diesen per Dauerauftrag auf ein frisch eröffnetes Tagesgeldkonto. Selbst wenn dieses nur 0.5% oder gar keine Zinsen bringt, egal. Überweist das Geld dahin, dann gebt ihr es schon einmal nicht aus.
Beispiel
Unser Early Retirement Rentner hat sich das Ziel gesetzt, sich die nächsten 3 Monate mit dem Investieren in Aktienindizes aus Schritt 4 zu beschäftigen. Da er neu in dem Thema ist, möchte er mit dem Investieren noch warten und spart seinen Sparbetrag fleißig. In diesen 3 Monaten spart er also bereits 3 * 700 = 2.100 €. Sobald er sich bereit dafür fühlt, hat er auf einen Schlag über 2.000 € zu Verfügung und kann dann regelmäßig Monat für Monat weiter investieren. So startet die Early Retirement Rakete gleich mit ein paar Höhenmeter Vorsprung.
Fazit
Es gibt 1000 Möglichkeiten mit dem Early Retirement Projekt zu starten. Wichtig ist aber, dass ihr zunächst einmal Finanzinventur betreibt (Schritt 1 & 2), euch überlegt wo ihr hin möchtet (Schritt 3), damit startet euch zu informieren und zu bilden (Schritt 4) und dann anfangt zu investieren (Schritt 5).
Sukzessive wird es für die einzelnen Schritte noch Folgeartikel geben, so dass ihr im Laufe der Zeit einen vollständigen Blueprint für das Early Retirement vorfindet. Die fortgeschrittenen Möglichkeiten wie beispielsweise den Optionshandel solltet ihr erst einmal außen vorlassen, wenn ihr euch noch ganz am Anfang befindet.
Das Eingangszitat habe ich übrigens aus diesem Motivationsvideo.
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